6. - 7. BOR 16 Hal
 

6. Boron 16 n. Hal
Von Kalleth nach Elsterweld

Tags darauf brachen die Gefährten nach Elsterweld auf. Ein schmaler Pfad führte am gegenüberliegenden Flussufer in den dichten, für die Gegend typischen Steineichenwald hinein. Begleitet vom Niesen und Schniefen Madaions, der sich auf der Reise eine Erkältung eingefangen hatte, erreichte das Quintett am späten Abend eine Lichtung. Darauf stand ein einziger großer Fels. Als Madaion diesen im Vorübergehen genauer betrachtete, fand er: „Der sieht irgendwie aus wie ein versteinerter Riese“. Kurz darauf kamen die Fünf dann in Elsterweld an: Ein kleiner Weiler inmitten des Waldes, bestehend aus vielleicht 15 Häusern und Hütten, umrahmt von einem breiten Bach.



Alsbald fanden die Gefährten das hiesige Gasthaus, dessen Gildenschild freilich – was auch sonst – eine Elster zierte. Indes, zwar drang Lichtschein aus den Ritzen der Fensterläden, jedoch wurde das Klopfen Grimgaroschs an der Türe nicht erwidert. Plötzlich drangen panische Schreie einer Frau an die Ohren der Wanderer; sie kamen aus einem kleinen Tempel der Peraine, gegenüber des Gasthauses. Grimgarosch fackelte nicht lange: Der Feuerzwerg stürmte zum Tempel und trat dessen Holztüre mit einem kraftvollen Fußtritt ein. Die Gefährten gelangten in einen leeren Altarraum und von dort in eine Wohnstatt. Hier fanden sie die schreiende Frau, wohl Anfang zwanzig war sie und sie lag auf einem Bett. Und immer wieder rief sie „Bards Oger! Bards Oger! Auf dem Bette daneben lag ein junger Mann, dessen Rücken mit blutdurchtränkten Verbänden verdeckt war; er lebte wohl, reagierte jedoch nicht.


Ulfried und Madaion bestanden darauf, die beiden jungen Leute zu bewachen, derweil die übrigen Drei wieder zu dem Gasthaus gingen. Und nach vehementem Rufen und der mehrfachen Versicherung, dass man nichts Übles im Sinne habe, wurde ihnen endlich geöffnet. Im Schankraum blickten die Helden dann in verängstigte Gesichter und gespannte Bögen: Die Wirtsfamilie hatte sich in ihrem Gasthaus verbarrikadiert. Die Gefährten erfuhren nun, dass die beiden jungen Leute im Peraine-Tempel gepflegt würden; was genau ihnen widerfahren war, wusste indes keiner. Nachdem Ulfried und Madaion dazu gestoßen waren – der Zyklopäer und seine handfeste Grippe wurden sogleich nach oben in eine Schlafstatt gebracht - berichteten die Wirtsleute weiter. Vor etwa zwei Wochen war es, da kamen die Tannhauser-Drillinge aus einem Streifzug durch den Wald und erzählten begeistert, sie hätten „etwas entdeckt“. Mehr jedoch gaben sie nicht preis. Stattdessen habe man das Trio alsbald mit Schaufeln und Spitzhacken in den Forst ziehen gesehen. Zurückgekehrt sind sie bis heute nicht. Ebensowenig wie die Geschwister Hilda und Borkrid Misbert, die sich nach den Drillingen auf die Suche gemacht hatten. Und auch vom Zwergenschmied Gungli Gloinson fehlt seit einigen Tagen jede Spur; lediglich sein Pony trabte alleine aus dem Forst zurück. Kürzlich kam dann ein fahrender Händler vorbei; man bat ihn, gen Kalleth zu reisen und dort um Hilfe zu holen. Auf Skorns Frage, was es mit den Rufen der Frau im Tempel auf sich haben könnte, erzählten die Wirtsleute vom Lokalhelden Bard, der einst mit einer List drei Oger zur Strecke gebracht haben soll und dessen Tat in einem Lied noch heute besungen werden.


Bevor die Gefährten sich ihrerseits einen Reim aus alledem machen konnten, erschallte draußen plötzlich Geschrei: „Baba, Baba, bleib hier“, rief da eine Stimme. Die Streiter eilten ins Freie. Zu ihrer Linken sahen sie eine alte Norbardin, die wie in Trance über den Dorfplatz ging. Und zu Rechten der Helden ertönte mit einem mal Hufgeklapper! Und was die Vier nun sahen, ließ sie erschaudern: Ein teilweise skelettiertes Pferd preschte direkt auf die alte Frau zu! Die Gefährten handelten prompt: „Ausfächern“ rief Skorn seinem zwergischen Mitstreiter zu und zückte dabei sein Tropfenschwert. Grimgarosch indes schien von solcherlei Taktik wenig zu halten und stürmten dem untoten Vieh stattdessen frontal entgegen. Skorn eilte hinterher und schleuderte dem Pferd seinen Schild entgegen; er traf es am Hals, doch das schien der Mähre kaum etwas anzuhaben. Als Grimgarosch heran war, holte er weit mit seiner Doppelaxt aus, traf die Läufe des Pferdes – doch die Klinge traf nicht auf Widerstand! Der Feuerzwerg wurde vom eigenen Schwung von den Beinen geholt. Im nächsten Moment traf Skorn das untote Wesen in die Flanke und lenkte damit dessen Aufmerksamkeit auf sich. Es entbrannte nun ein wüster Kampf des Zwerges und des Gjalskers gegen die Mähre, bei dem immer wieder Treffer der beiden schadlos wie durch Nebel anstatt durch
Fleisch fuhren.




Ulfried unterdessen war in den Peraine-Tempel geflüchtet, während Madalena sich anschickte, dem Tier mit Magie beizukommen; allein, ein Versteinerungszauber der Almadanerin zeigte keinerlei Wirkung, konnte sie doch nicht in den Geist des untoten Wesens vordringen. So konzentrierte sich die Maga erneut und bereitete eine Flammenlanze vor. Gerade, als sie den Zauber aus ihren Fingern bersten lassen wollte, wurde Madalena gewahr, dass das Vieh soeben nach einem Stich vom Skorns Schwert zusammenbrach – und Grimgarosch halb unter sich begrub. Im letzten Moment konnte die Feuer-Elementaristin die Lanze zurückhalten, lediglich ein kleiner Flammenschlag entfuhr ihren Händen.
Skorn hatte den Kampf unverletzt überstanden und zerrte nun seinen zwergischen Freund, der bis auf eine Schramme im Gesicht ebenfalls unversehrt geblieben war, unter dem untoten Ross hervor; kurz darauf fiel der Kadaver in sich zu einem Haufen zusammen.


Es begann zu regnen. Doch Grimgarosch und Skorn bemerkten die kalten Tropfen auf ihrer Haut gar nicht. Noch immer standen der Feuerzwerg und der Gjalskerländer da, in einer Mischung aus Schaudern und Unglauben. Gerade hatten sie gegen ein untotes Geisterross gefochten, dass nun in sich zu einem Haufen Staub gefallen war. Auch Madalena stand noch da und blickte stumm in den Regen. Dann machte die Magierin abrupt kehrt und eilte in das Gasthaus. Skorns Aufmerksamkeit wurde auf den Dorfweg gelenkt: Eine Silhouette schälte sich durch den Regen. Mit einem leichten Kopfnicken in diese Richtung teilte er Grimgarosch stumm seine Entdeckung mit. Die Gestalt war klein und stämmig und wenig später erkannte man sie als einen Zwerg; der Neuankömmling mit dem schwarzen Vollbart trottete mit einem großen Lederrucksack umgeschnallt auf die Taverne zu und machte einen mitgenommenen Eindruck: Ein Ärmel seines Leinenhemds war zerfetzt, getrocknetes Blut haftete daran, ebenso an seiner Leinenhose. Grimgarosch begrüßte den Zwerg, der sich als Bulgur Eisenhand, Sohn des Balosch vorstellte, seines Zeichens Goldzwerg und Mechanikus aus der Binge Shakar-Dum im Eisenwald. Seine Blessuren erklärte der Bulgur genannte mit einer wenig erfreulichen Begegnung – ein Wolf hatte ihm aufgelauert; nach hartem Kampf hatte der Goldzwerg den Fenris bezwungen.

Bei einem anschließenden Bier in der Taverne berichtete Bulgur, dass er den Vater eines alten Kameraden hier anzutreffenden hoffte: Gungli, den Waffenschmied. Die Gefährten berichteten von den Geschehnissen und Gunglis Verschwinden. Apropos Verschwinden: Madalena hatte sich mittlerweile in den Schlafsaal zurückgezogen, offenbar wie Madaion ebenfalls eine Erkältung ausbrütend. Ulfried derweil hatte erklärt, er werde sich mit dem Perainepriester Erlmann um die beiden jungen Leute im Tempel kümmern; solch göttergefälliges Verhalten passte indes gar nicht zu dem Bild, das sich die Gefährten bisher von dem Straßenhändler gemacht hatten. Sei´s drum.
Im weiteren Verlauf des Abends überschlugen sich dann die Ereignisse: Die Dorfbewohner kamen zu einem Treffen in einem Nebenraum des Gasthauses zusammen. Dabei erfuhren die Gefährten, dass die Leute hier offenbar einen „Elsternkönig“ verehren, den einst der Lokalheld Bard vor drei Ogern gerettet haben soll. Es brach dann ein Streit darüber aus, wer den Schuld an dem Unheil sei, welches dem Weiler jüngst widerfuhr; es fielen vielerlei Anschuldigungen; die einen sagten, es seien die „Joborner“ am anderen Ufer des Baches, wieder andere lasteten der Norbardensippe die Schuld an. Und manche sahen die Gunst des Elsterkönigs schwinden.

Grimgarosch, Skorn und Bulgur zogen sich zurück und beratschlagten, was nun zu tun sei. Der Goldzwerg, der wie Grimgarosch nach Gungli suchen wollte, riet dazu, aus der ganzen Angelegenheit Profit zu schlagen. Gesagt, getan: „Wir bieten euch unsere Klingen an und gehen dem Übel auf den Grund“, verkündete Grimgarosch der Dorfversammlung kurz darauf. Die Dörfler indes appellierten an den Heldenmut der Gefährten, seien die Geldsäckel doch derzeit mager gefüllt. Indes, der Norbarde lud die Drei ein, am kommenden Tag in seinen Krämerladen zu kommen. Besser als nichts, fand das Trio und ging dann – freilich nach einem weiteren geleerten Krug Bier – zu Bett.


7. Boron 16 n. Hal
Elsterweld und umliegende Wälder

Über Nacht war Schnee gefallen. Madaion und nun auch Madalena lagen mit einer gehörigen Erkältung in ihren Lagern, während Ulfried weiterhin mit dem Perainegeweihten im Tempel verblieb. So blieb es an Grimgarosch, Skorn und Bulgur, das Geplante in die Tat umzusetzen: Man wollte die Stelle im Wald finden, an der die Tannhauser-Drillinge offenbar Mysteriöses entdeckt hatten. Zuvor stattete man jedoch wie vereinbart dem örtlichen Krämerladen einen Besuch ab. Der norbardische Ladenbesitzer präsentierte dem Trio allerlei Kuriosa. Die Gefährten handelten aus, einige davon als Ersatz für den zu erwartend geringen Sold zu erhalten. Skorn, abergläubisch wie die Gjalskerländer nun mal sind, entschied sich für eine steinerne Klaue, die ein Talisman gegen Dämonen sein solle und band sich selbige sogleich um den Hals. Zudem handelte er einen Astraltrank aus, den er Madalena zu geben gedachte. Bulgur wählte eine Phiole mit einem Heilmittel, das laut dem Norbarden unter anderem jedwedes Gift zu neutralisieren vermöge. Grimgarosch derweil entdeckte unter all den wundersamen Gegenständen eine einfache Pergamentrolle; indes, sie war mit demselben Siegel versehen, das auch den Ring aus Urras´ Habe zierte – jenem hinterhältigen Söldling, der ein solch feiges Attentat auf den Feuerzwerg verübt hatte! Freilich musste Grimgarosch dieses Pergament haben. Er beschloss, das Schriftstück beizeiten in Ruhe zu studieren. Der Norbarde bot den Helden noch an, sich von Dascha, der Großmutter der kleinen Sippe, die Karten lesen zu lassen. Man willigte ein und der Krämer führte die Drei zu einem alten Zigeunerkarren, der offensichtlich schon etliche Jahre hinter dem Haus stand: Er hatte keine Räder mehr und der einst bunte Anstrich war verblichen oder abgeblättert. Im Inneren, das mit blauen Tüchern, auf die silberne Sterne gestickt waren und allerlei glitzernden Krimskrams ausgestattet war, empfing sie die alte Dascha. Anders als am Vorabend, wo sie entrückt wirkte, waren ihr Auftreten und ihre Stimme nun klar und unvernebelt. Die Zigeunerin legte die Karten zu einem Baum und prophezeite den Recken schließlich drei mögliche Schicksale für die bevorstehende Queste: Kampf, Tod oder Mysteriöses.

Nachdenklich über Daschas Prophezeiung, aber gleichwohl zufrieden mit ihrer Ausbeute bei Krämer, machten sich die Drei dann auf den Weg in den verschneiten Forst. Sie folgten zunächst einem Pfad und stießen nach etwa einer Stunde auf eine Lichtung. Urplötzlich hörten sie ein Donnern vom gegenüberliegenden Waldrand und sahen, wie eine Herde wildgewordener Auerochsen durchs Unterholz brach! Eilends drängten sich die Gefährten mit dem Rücken gegen Baumstämme und die wilde Herde trampelte an ihnen vorbei. Indes, der Pfad war nun nicht mehr zu erkennen. Bulgur fand es daher nur logisch, nun den Spuren in die Richtung zu folgen, aus der die Auerochsen kamen – schließlich musste ja irgendwer oder irgendwas die Tiere derart erschreckt haben. Dem konnten Skorn und Grimgarosch nur zustimmen. Wenig später stießen die Drei auf einen Kampfplatz, der trotz des über Nacht gefallenen Schnees noch als solcher zu erkennen war: Der Boden war an einigen Stellen aufgewühlt und Flecken von getrocknetem Blut zeichneten sich dunkel von dem Weiß des Schnees ab. Von diesem Platz aus konnten die Helden einer verdächtigen wie mysteriösen Fährte nordwärts folgen: Fußspuren, ein wenig zu groß für einen Menschen, sowie Schleifspuren. Nach etwa einer Stunde erreichten sie inmitten des Waldes einen großen Fels mit einer seltsamen Öffnung, über der eine gemeißelte Fratze wenig einladend dreinblickte. Eine Art Gang führte ins Innere des Gesteins. Vor der Öffnung lagen eine Schaufel und eine Spitzhacke – offenbar von den Tannhausers liegengelassen.

Als es darum ging, wie man denn nun den Weg ins Dunkel beleuchten möge, holte Grimgarosch stolz eine Öllampe aus seinem Rucksack hervor und entzündete diese. Sodann nahm er seinen Felsspalter in die Fäuste und schritt unverzagt voran, gefolgt von Skorn, der die Öllampe trug und sein Schwert in der anderen Hand parat hatte. Bulgur, mit gespannter Armbrust bewaffnet, bildete die Nachhut. Nach einigen Metern stießen die Recken auf eine Fallgrube; darin lag, auf spitzen Steinen, ein erschlagener Leib, offenbar einer der Tannhauser-Drillinge.
Nach dieser grausigen Entdeckung und einem beherzten Sprung über die Fallgrube kam das Trio in einen kreisrunden Raum; drei Gänge führten davon weg: Der mittlere war verschüttet, der rechte voller dichter Spinnweben, nur der linke Gang war frei zugänglich; in diesen führten auch die großen Fußspuren, welche die Gefährten schon Wald entdeckt hatten und die sich nun auf dem staubigen Boden abzeichneten. Die beiden Zwerge und der Gjalsker drangen vorsichtig in den Gang und gelangten in einen weiteren runden Raum. Im Schein der Öllampe erkannten sie eine Art Steinaltar, von dem lautes Schmatzen an ihre Ohren drang Und dann sahen sie etwas, was das Blut in ihren Adern gefrieren ließ: Drei Wesen, ähnlich wie Ghuls, jedoch mit langen Klauenhänden, hielten dort ihr grausiges Festmahl an menschlichen Überresten ab! Als sie die drei Eindringlinge sahen, ließen die Kreaturen von ihrem Schmaus ab; der größte Ghul sprang auf das Podest und fletschte bedrohlich die blutverschmierten Zähne.


Einen Wimpernschlag später entbrannte der Kampf: Grimgarosch preschte in bekannter Manier wie ein Kugelblitz auf die größere Kreatur in der Mitte zu; Skorn stellte die Öllampe ab, schoss rechterhand an dem Feuerzwerg vorbei und nahm im Lauf sein Schild vom Rücken. Bulgur derweil hob die Armbrust, bereit zum Schuss. An dieser Stelle sei vorweggenommen, dass unserem feuerzwergischen Freund in diesem Kampf das Glück alles andere als hold war: Schon nach dem ersten Schwung gegen seinen Gegner stürzte Grimgarosch bäuchlings vor selbigen; Skorn verhinderte schlimmeres, indem er sich mit dem Schild schützend vor seinen Kompanion stellte und die wütenden Angriffe der klauenbewehrten Unwesen blockte. Und auch Bulgur reagierte pfeil- oder besser - bolzenschnell: Der Goldzwerg zielte mit der Armbrust auf den großen Ghul, traf diesen prompt in den Leib und verschaffte seinen Mitstreitern so ein wenig Luft. Dann zog er seinen Schmiedehammer und warf sich auf die Kreatur zur linken. Obschon wenig kampferprobt, hielt sich der Mechanikus überraschend gut; während er selbst kaum Treffer abbekam, klopfte er die Kreatur mit seinen geradlinigen Angriffen buchstäblich weich. Anders Grimgarosch: Nachdem sich der rotschopfige Zwergensöldner wieder aufgerappelt und auch einige gute Attacken gelandet hatte, rammte er sich den Stiel seines Felsspalters selbst in den Bauch; offensichtlich war er im Umgang mit der Zweihandaxt noch nicht so geübt, wie er gedacht hatte.

Doch damit nicht genug: Dem Ghul gelang es, die Deckung des Feuerzwergen zu unterlaufen, ihn anzufallen und in den Hals zu beißen! Grimgarosch merke sofort, dass dieser Biss Folgen haben würde, spürte er doch unmittelbar danach, wie seine Glieder rapide erlahmten und seine Bewegungen immer steifer wurden. Einige Schwünge später entglitt dem Gebissenen dann die schwere Waffe aus den Händen und landete einige Schritte weit entfernt im Dunklen; ob dies nun der Tollpatschigkeit, die den Zwergen in diesem Kampf offenbar heimgesucht hatte oder aber der Wirkung des Ghulbisses zuzuschreiben war, sei dahingestellt. Das Entsetzen Grimgaroschs über sein Missgeschick wich flugs einer aufkeimenden Wut: „Bei Fulgrim“, entfuhr es ihm, als er seinen bewährten Lindwurmschläger samt Dolch zückte und sich erneut auf das Klauenwesen stürzte. Skorn unterdessen versuchte seinen Kontrahenten mit gezielten Stichen auszuschalten; indes, ein Treffer ins Herz des Ghuls zeigte keine besondere Wirkung: Ungläubig starrte der Gjalsker auf die tief im Brustkorb der Kreatur steckende Klinge seines Schwertes und brüllte seinen Kampfgenossen zu: „Bei Ifrunn, sie sind untot!
Dann fiel der erste Ghul: Ausgerechnet der vermeintlich in kämpferischen Belangen weniger erfahrene Bulgur schickte seinen Widersacher mit einem beherzten Hammerhieb gegen das Kinn in den Staub. Einige Augenblicke später versetzte Grimgarosch, trotz der Lähmungserscheinungen infolge des Bisses, dem großen Ghul den finalen Hieb, beinahe zeitgleich fällte Skorn die dritte Kreatur.
Der Kampf war gewonnen. Allein, bis auf Bulgur, der nur einen Kratzer davongetragen hatte, waren unsere Helden arg zugerichtet; vor allem Skorn hatte etliche Klauenhiebe abbekommen, von denen sich einige tief in die Haut gebohrt hatten. Und aus Grimgaroschs Bisswunde am Hals rann nicht nur eifrig Blut, offenbar hatte ihm der Ghul dadurch eine Art Lähmungsgift injiziert: Der Feuerzwerg wurde allmählich steif wie ein Brett. Bulgur fackelte nicht lange: Der Eisenwalder eilte zu seinem Rucksack, kramte die Phiole mit dem heiligen Wasser aus Talued hervor, dass er erst am Morgen vom Norbardenkrämer bekommen hatte und flößte es seinem zwergischen Mitstreiter ein. Und der Heiltrank tat seine Wirkung, langsam lockerten sich die Glieder des kleinen Berserkers wieder und auch die Wunden, die die langen Klauen des fürchterlichen Monsters gerissen hatten, schlossen sich.

Nach der Hitze des Kampfes bemerkten die drei erst den fürchterlichen Gestank aus Verderben und Verwesung, der in diesem Raum vorherrschte und Skorn zog sich vorsichtshalber gleich zurück, während die beiden Angroschim sich aus härterem Holz geschnitzt fühlten und begannen die Kammer zu durchsuchen. Ein zwergischer Schmiedehammer und eine Börse voller Zwergentaler waren wohl der Beweis für das tragische Ende des vermissten Schmieds Gungli und auch für den Tod der beiden Misberts und des bornischen Händlers wurden Beweise gefunden. Dann wurde der Gestank auch für Bulgur zu viel, er übergab sich lautstark und flüchtete aus dem Raum, nur Grimgarosch schien von dem üblen Miasma das im Raum festhingen völlig unbeeindruckt und konnte an den toten Körpern der beiden kleinere Ghule noch die Medaillons der Tannhausers entdecken. Damit war das tragische Verschwinden der Drillinge aufgeklärt.
Da doch alle erhebliche Wunden beim vorangegangenen Kampf davongetragen hatten, entschieden sich die Drei dazu, zunächst auf eine weitere Erkundung des Höhlensystems zu verzichten und erst einmal nach Elsterweld zurückzukehren.

 
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